Chronik

Erinnerungen an große Inzinger Krippenpioniere:

 Schon lange vor der Gründung des Tiroler Krippenvereins im Jahre 1909 wurde das Krippenbrauchtum in Inzing gepflegt. Namen wie Schnaitter Bernhard, Kratzer Johann vulgo Sonneler, Vent Daniel und Oberthanner Karl gehören zu jenen Inzinger Krippenfreunden, die nicht nur in Inzing, sondern in ganz Tirol und darüber hinaus das Krippenbrauchtum mitgeprägt haben. Schnaitter Bernhard (1854-1929) war der erste Obmann und Sprecher des Inzinger Krippenvereins.

Bernhard Schnaitter
Kratzer Johann 1925 beim Bau der „Nagele Krippe“

Ähnlich wie Kratzer Johann (1855-1942) weihte er einen großen Teil seines Lebens der Pflege, dem Bau und der Verbreitung der Krippe. Schnaitter trat auch gerne als viel beachteter Krippenredner und manchmal scharfer Kritiker in Versammlungen auf und wusste in herber und sarkastischer Weise seine Ansichten zu verfechten. Seine Krippenberge und vor allem die großen orientalischen Krippen von Kratzer Johann gelten bei Krippenkennern als die schönsten Krippenberge, die in Tirol gebaut wurden.

Krippenberge von Kratzer Johann („Sonneler-Krippen“) sind kunst- und phantasievoll gebaute Ruinenställe mit zerborstenen Tempeln, gewölbten Hallen, überraschenden Durchblicken und einer geschickt angeordneten Stadtszenerie. Er schuf im Laufe seines Lebens ca. 150 orientalische Großkrippen, die heute noch für viele Krippenbauer meist unerreichte Vorbilder sind.

Zeugnis höchster Krippenbaukunst: „Stallruine der Sonneler Krippe“
Karl Oberthanner 1976 beim Bauen der „Bot-Krippe“

Karl Oberthanner (1921-1997) war nach dem 2. Weltkrieg mit über 150 Krippenbergen ein Garant dafür, dass diese Krippenbautradition meisterhaft fortgeführt wurde. Diese Volkskünstler und einige andere Krippenfreunde sorgten mit großer Begeisterung dafür, dass Inzing zu einem der bekanntesten Tiroler Krippendörfer wurde, in dem die großen orientalischen Krippenberge dominieren.

1959 gebauter Oberthanner-Berg (2,70 m) der Fam. Haslwanter in Hof; 2019 vom Krippenverein restauriert und mit Grach-Hintergrund ergänzt

Die Krippenfiguren in diesen alten orientalischen Großkrippen sind größtenteils handgeschnitzte Werke bekannter Bildhauer und Volkskünstler jener Zeit, wie Giner, Reindl, Speckbacher, Spiegl, Kuen, Wieser oder die vom Zirler Krippenschnitzer Alexander Öfner, vulgo Xander.

In einigen der alten Inzinger Krippen befinden sich Figuren des Inzinger Krippenschnitzers Alois Mair, vulgo „Beatl“ (1898-1981), der im Laufe der Zeit viele Hunderte von Krippenfiguren und Schafe geschnitzt hat. Neben Mair Alois gab es in Inzing nur wenige, die sich mit dem Schnitzen von Krippenfiguren beschäftigt haben. Inzing war immer schon eher ein „Dorf der Krippenbauer“ und weniger der Krippenfigurenschnitzer.

Mair Alois (Beatl)

Inzing- ein Krippendorf mit Perspektive:

 Dass Inzing nach wie vor ein lebendiges und aktives Krippendorf ist, zeigen auch viele jüngere Großkrippen, die in den Krippenbaukursen der letzten Jahre entstanden sind und meist handgeschnitzte Krippenfiguren heutiger bekannter Bildhauer wie Georg Eigentler, Peter Volgger, Wolfgang Falkner, Stefan Lanthaler, Herbert Larl, Alois Gleinser, Konrad Spiegl u. a. beherbergen. Kunstvolle Hintergrundmalereien von Midl Plattner, Peter Feller und vor allem Walter Grach komplettieren jüngere Inzinger Hauskrippen.

Walter Grach – Vereinsmitglied und großartiger Krippenhintergrundmaler

Krippenbaukurse für Jugendliche in der Mittelschule und für Erwachsene in der 2005 errichteten Krippenwerkstatt sorgen dafür, dass auch in Zukunft die alte Tradition des Krippenbauens in Inzing weitergeführt wird. Trotz gewisser Vorteile neuer Krippenbautechniken und Materialien (Styrodur, Gips …) versuchen wir in unseren Kursen alte überlieferte Krippenbautechniken nach Sonneler- und Oberthannervorbild mit möglichst natürlichen Baumaterialien (verwitterte Buchenwurzelstöcke, Lärchenrinden, Zirbenholz usw.) anzuwenden.

Außerdem ist der Krippenverein bestrebt, den alten Brauch des Krippenschauens als einen Akt der christlichen Gastfreundschaft mit Hilfe der vielen diesem Brauch gegenüber wohlgesinnten Krippenbesitzer in der bewährten Form weiterzuführen.

Mit 4 m die größte Kurskrippe: Melauner/ Föger; Hintergrund: Peter Feller

Bisherige Obleute des Krippenvereins Inzing:

Schnaitter Bernhard (Gründungsobmann von 1910 – 1924)

Schatz Paul (Obmann von 1924 – 1947)

Walch Paul (Obmann von 1947 – 1950)

Hirschberger Franz (Obmann von 1950 – 1982)

Walch Hermann (Obmann von 1982 – 2004)

Wanner Bernhard (Obmann seit 2004 )

Einige Beispiele für „jüngere“ Krippenwerke:

Der 1910 gegründete Inzinger Krippenverein ist weiterhin bestrebt, dem hervorragenden Namen Inzings als traditionelles Krippendorf gerecht zu werden und auch jüngere Generationen für diesen wertvollen christlichen Brauch zu begeistern.

Die unerschöpfliche Inzinger Krippengeschichte mit Geschichten von „Krippennarren“, die zu Volkskünstlern wurden, und unzähligen bildlichen Anregungen und Krippenmotiven wird im Inzinger Krippenbuch „Dorf der Krippenbergbauer“ festgehalten; eine Fundgrube für alle Krippenfreunde und solche, die es noch werden wollen. (Neuauflage in Planung)